Musikalische Lesung mit Johanna Bittenbinder

 

Wer ist eigentlich das Fräulein Pollinger“?

Johanna Bittenbinder gab auf die Frage am 1. Februar im Kleinen Theater in Haar Antworten auf die Frage, aber auch Informationen zu dem Autor.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Theaterleiterin Nirit Sommerfeld, die sich zugleich bei den Besuchern für die kurzfristige Umgestaltung des Theaters entschuldigte. An dem Abend durften die Gäste nämlich nicht in der üblichen Reihenbestuhlung Platz nehmen, sondern in einem viel freundlicherem Theatersaal, der mit Tischen bestuhlt war. Dies schien aber auch den Besuchern zu gefallen, denn Nirit Sommerfeld durfte sich zu der neuen Sitzordnung über kräftigen Applaus freuen.

Nach der Ansage zu dem Programm der musikalischen Lesung mit Johanna Bittenbinder kam diese zusammen mit ihrer Tochter Veronika, die mit ihrer Band „Bittenbinder“ die Lesung musikalisch begleitete, auf die Bühne.

Keiner kennt diese Geschichte besser und intimer als der Autor Ödön von Horváth, über den die Schauspielerin an dem Abend wichtige Details bekannt gegeben hat. Auch erklärte sie den Besuchern, in welchem Verhältnis der Schriftsteller zu den Frauen stand. Zustande gekommen ist das Programm aufgrund der Initiative von Elisabeth Tworek, Leiterin der Münchner Literatursammlung Monacensia, die hiermit eine tolle Veranstaltungsreihe ins Münchner Kulturleben gerufen hat.

Fräulein Pollinger ist eine von Horváths weiblichen Lieblingsfiguren. Man begegnet ihr in den Romanen „36 Stunden“ und „Der ewige Spießer“, aber auch im Fragment „Stunde der Liebe“. Mal heißt sie Agnes, mal Anna oder einfach nur Fräulein Pollinger. Sie ist arbeitslos, träumt von einem besseren Leben und dem Glück zu zweit. Sie ist einfach nur das Fräulein Pollinger aus der Schellingstraße in München und fiel bei den besseren Herren nirgends besonders auf, hatte nur eine Durchschnittsfigur und ein Durchschnittsgewicht. Sie war nicht unangenehm, aber auch nicht hübsch, sondern einfach nur nett.

An einem schwülen Augustabend im Jahr 1928 ist sie dem Eugen Reithofer besonders aufgefallen, vor dem Arbeitsamt in der Thalkirchner Straße. Reithofer ist seit zwei Monaten ohne Arbeit, sie seit fünf. Damit beginnt nun auch die traurige Geschichte eines Münchner Mädchens, dass sich ein wenig zu oft mit den Männern einlässt...

Zwischen den einzelnen Kapiteln wurden die Gäste musikalisch von der Band „Bittenbinder“ unterhalten. Die Band mit Veronika Bittenbinder am Gesang präsentierte Soul und tollen Deutschrock mit jazzigen Elementen. Die Musik passte wirklich gut zu der Lesung. Die Band überzeugte am Gesang genauso wie mit einem grandiosen Schlagzeug-Solo von Christian Schichtl. Anlässlich des 75. Geburtstag von dem Schriftsteller Ödön von Horváth unterhielt die Band an dem Abend auch mit rockigen Balladen.

Die Lesung über das „Fräulein Pollinger“ fing in München an, führte ins Rotlicht Milieu genauso wie nach Feldafing am Starnberger See, von wo aus man bei schönem Wetter von Kufstein bis zur Zugspitze eine großartige Aussicht hat und musikalisch wurde es bei den berührenden Passagen in der Lesung besinnlich und gefühlvoll. Da kam dann auch die ausdrucksstarke Stimme von Veronika Bittenbinder zur Geltung, die mit einer tollen Performance und viel Gefühl die rockigen und jazzigen Songs präsentierte.

 

 

Alle Fotos von der musikalischen Lesung mit Johanna Bittenbinder und der Band „Bittenbinder“ gibt es genau hier https://www.pictrs.com/fotoagentur-schoenberger/1024431/musikalische-lesung-mit-johanna-bittenbinder?l=de !