Miroslav Nemec liest in Oberhaching

Miroslav Nemec ist nicht nur Musiker, er ist auch Schauspieler und bei seinen Fans bekannt als Tatort-Kommissar Ivo Batic.

Dieser Schauspieler und Musiker hat jetzt seine Biografie im Gerhard Hess Verlag unter dem Titel „Miroslav Jugoslav“ veröffentlicht. In diesem Buch bekommen seine Fans einen kleinen Einblick in sein Leben.

Miroslav Nemec erzählt in seiner Autobiografie von der Kindheit im sozialistischen Zagreb unter Marschall Tito und seiner Jugend in Bayern, wo er von kinderlosen Verwandten aufgenommen wurde, die ihm eine Ausbildung und damit die Aussicht auf ein besseres Leben ermöglichten.

Miro wird in der Schule „Miroslav Jugoslav“ gerufen. Seine künstlerische Begabung zeigt sich schon sehr früh. Theater spielte er seit 1977 und im Laufe der Zeit nimmt auch die Arbeit vor der Kamera mehr und mehr Raum ein.

Seit mehr als 15 Jahren steht er auch mit der Miro Nemec Band als Sänger, Gitarrist und Keyboarder auf der Bühne.

 

Gut gelaunt kam der Schauspieler auf die Bühne. Humorvoll begrüßte er die Besucher im Bürgerhaus Oberhaching und stellte fest, dass es ihm lieber gewesen wäre, er würde an einem Sonntag hier stehen. Dann könnte er nämlich mit seinen Tatort-Kollegen konkurrieren.

Mittlerweile ist Nemec seit 36 Jahren im Geschäft. Nach zahlreichen Interviews, die immer verkürzt gedruckt wurden und einer Anfrage des Verlages, hat sich Nemec letztendlich entschieden, seine Biografie selbst zu schreiben und veröffentlichen zu lassen. Da kann er dann wenigstens selbst bestimmen, was gedruckt wird.

Zu Beginn ließ er es sich nicht nehmen, dass er am Flügel Platz nahm, wenn dieses Instrument schon auf der Bühne steht. So fing die Lesung musikalisch mit einem Stück von Leo Reiser sowie einer sachlichen Romanze an.

Humorvoll wie man Miroslav Nemec kennt, las er verschiedene Textpassagen aus dem Buch vor. Geschichten, die er seiner Tochter Nina gewidmet hat, aber auch politische Witze rundeten den gelungenen Abend ab. Mit österreichischem Dialekt brachte er die Besucher genauso zum Lachen, wie mit seinen Witzen, die er zwischendurch erzählte.

Nemec ist am 26. Juni 1954 geboren. In der Woche seiner Geburt wurden nur Mädchen geboren. Der Name Miroslav war ein Kompromiss, den seine Eltern geschlossen hatten, weil sich die Eltern zwischen Robert und Branco nicht entscheiden konnten. Miro bedeutet Friede.

Unfreiwillig wuchs die Familie vegetarisch auf. Eintöpfe waren billig und machten satt. Fleisch war rar und Eier galten als Luxus. Wenn es mal etwas anderes gab, wurde reingehauen.

Auch das Duschen war zeitlich begrenzt. Zum Waschen ging man samstags in die Waschanstalt.

Das Haus, in dem die Familie lebte, war ein Forsthaus aus den 30er Jahren. Es war die letzte gemeinsame Wohnung, bevor Nemec nach Deutschland kam.

Der Schauspieler entschied sich bewusst, kleinere Kapitel aus seiner frühen Vergangenheit vorzulesen. Als Tatort-Kommissar kennt man ihn ja bereits. Die frühe Vergangenheit des Schauspielers ist garantiert genauso spannend, wie die Tatort-Geschichten.

Außerdem kann Nemec dann auch ein paar kroatische Lieder dazu beitragen, die er mit einzelnen Textpassagen ins Deutsche übersetzte.

Mit 10 Jahren leistete Miro den Pionier-Eid des Marschall Tito. Seine Eltern mussten viel arbeiten, so arbeitete sein Vater nebenbei noch bei Fußballspielen, zu denen er Miro jedesmal mitnahm. Auch in den Lumapark, welches ein Freizeitpark ist, durfte Miro seinen Vater begleiten. Dort ließ man ihn immer Autoscooter fahren.

Mit Witzen, ohne Rassismus, dafür aber zum Teil unter der Gürtellinie, brachte er die Besucher zum Lachen.

Sein Vater war auch ein hervorragender Schachspieler. So hat Nemec früh angefangen. Seine Gegner waren gnadenlos für ihn, denn auch verlieren muss man können.

Mit einem Lied aus Zagreb, in dem es darum ging, dass Zagreb einmal die weiße Stadt hieß, ging es dann auch musikalisch weiter. Dieser Song ist ein echter Stimmungssong, der auf einmal, als es weiter zur Küste ging, romantisch wurde.

Seine Mutter ist auf der Insel Krk aufgewachsen und während sein Bruder die erste Badeanstalt gründete, betrieb seine Familie das Postamt auf der Insel. Tochter Nina wurde nach der Mutter von Miroslav Nemec benannt.

Bevor es in eine kurze Pause ging, erzählte der Tatort-Kommissar noch zwei Witze aus der Wiener Zeit.

Aus der Pause kam er frisch erholt zurück und brachte sogleich seine Gitarre mit, auf der er sich nach der Pause für ein paar Songs begleitete, so auch bei dem Song „Winter“ von Artmann Jandl.

Miro kann es auch noch gar nicht richtig fassen, dass er im Juni schon 60 Jahre alt wird und stellte sogleich fest, dass er sein erstes Theaterarrangement in Köln hatte.

Das Highlight bei Familienfesten war ein traditioneller Bauchtanz. Bis heute hat er auch eine Bosnische Kaffeemühle in der Küche, die mittlerweile zur Pfeffermühle avanciert wurde.

In Punat, seinem dritten Zuhause, lebte er mit 13 Cousins des 2. und 3. Grades und zahlreichen Freunden zusammen.

In Deutschland war er schon mit 14 Jahren. Irgendwann fing er an, Reisen zu erfinden, worauf sich der Musiker wieder ans Klavier setzte und mit einem „Küsten“ Lied, dass vom „Träumen“ seiner Anna handelt, zu Tränen rührte.

Einschneidende Erinnerungen und Kirchenbesuche bis hin zur Langhaarzeit verbinden Nemec mit der Stadt Salzburg.

Im Jahr 1972 begann er dort am Salzburger Mozarteum sein Musikstudium. Zur damaligen Zeit noch mit jugoslawischem Pass. Zehn Monate dauerte es, bis er seinen grünen Pass von der BRD bekam.

Sein erstes Gedicht, dass er sich in der Schule merken konnte, handelte vom „Meer“. Dann gab es aber auch noch sein Lieblingsgedicht, welches er sich auch gemerkt hat.

Daraufhin lernte er den österreichischen Dichter und Schriftsteller Ernst Jandl kennen. Unter dem Begriff „Kalypso“ beschrieb er eine Liebesgeschichte der anderen Art.

Rockmusik machte er damals auch schon. Neben der Miro-Nemec-Band spielte er damals schon mit Asphyxia. Mit beiden Bands spielt er für den Förderverein „Hand in Hand“, den er im Jahr 1994 mit einigen Kollegen für Kriegswaisenkinder in Ex-Jugoslawien ins Leben gerufen hat.

Im Jahr 1973, nach dem Studium als Fachlehrer für Musik entschloss er sich, seine damalige Freundin in der schauspielerischen Richtung zu begleiten. Im April´74 trat er in Zürich sein Studium an und mit dem letzten Kapitel, dass der Schauspieler am Samstagabend im Oberhachinger Bürgerhaus präsentierte, ging es der Geduldsgrenze des Publikums entgegen. In Graz angekommen, sprach er sofort dem dortigen Theater-Intendanten vor, wo er dann auch aufgenommen wurde.

Zum Schluss wurden die Besucher noch einmal von einem Artmann unterhalten, bei dem er sich noch einmal am Flügel musikalisch begleitete. Weil aber der Tatort auch zu seiner Karriere dazugehört, ließ er es sich nicht nehmen, den mit dem Kollegen Wachtveitl geschriebenen „Tatort“ Song, nach der Melodie von „Auf der Reeperbahn“ A Cappella vorzusingen. Bevor sich der „Kommissar“ aber aus Oberhaching verabschieden wollte, ließ er es sich auch nicht nehmen, dass er noch einen von Berthold Brecht zum Besten gab. Hier entschied sich Nemec für ein besinnliches und nachdenkliches Lied.

 

Für all diejenigen, die den Tatort-Kommissar in Oberhaching verpasst haben, für die gibt es am 22. Februar um 19.00 Uhr eine weitere Möglichkeit, den Schauspieler und Musiker live zu erleben. Dann wird er nämlich im Pfarrsaal in Vaterstetten im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Vaterstetten und Trogir in Kroatien, die in diesem Jahr 5-jähriges Bestehen feiert, dabei sein und seine Biografie live vorstellen.

 

 

Fotos von der Lesung im Bürgerhaus Oberhaching gibt es genau hier http://www.pictrs.com/fotoagentur-schoenberger/4569242/miroslav-nemec-liest-in-oberhaching?l=de !