Miroslav Nemec kam im Rahmen des Jubiläums der Städtepartnerschaft nach Vaterstetten
Um 19 Uhr warteten gut 195 Besucher im ausverkauften Pfarrsaal Vaterstetten auf den beliebten Schauspieler und Musiker Miroslav Nemec, der auch bekannt als Hauptkommissar Ivo Batic ist.
Unter den Besuchern waren natürlich auch Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger und der Generalkonsul von Kroatien Petar Uzorinac.
Als der Schauspieler dann endlich auf die Bühne kam, nahm er sich zuerst noch Zeit den Generalkonsul zu begrüßen, ehe er musikalisch mit Klängen am Klavier startete. Mit unterhaltsamen und humorvollen Witzen brachte er die Gäste zum Lachen und mit Auszügen aus seiner Biografie sorgte er für nachdenkliche Momente.
Neben der Lesung begleitete sich Nemec am Klavier und an der Gitarre mit besinnlichen, gefühlvollen Songs, die zum Nachdenken anregen.
Nach der Pause ging es musikalisch weiter und Nemec präsentierte Songs mit Klängen an der Gitarre, die er einst für seine Töchter Nina und Milla geschrieben hat.
Seine Biografie ist im Gerhard Hess Verlag unter dem „Miroslav Jugoslav“ veröffentlicht. In diesem Buch bekommen seine Fans einen kleinen Einblick in sein Leben.
Miroslav Nemec erzählt in seiner Autobiografie von der Kindheit im sozialistischen Zagreb unter Marschall Tito und seiner Jugend in Bayern, wo er von kinderlosen Verwandten aufgenommen wurde, die ihm eine Ausbildung und damit die Aussicht auf ein besseres Leben ermöglichten.
Miro wird in der Schule „Miroslav Jugoslav“ gerufen. Seine künstlerische Begabung zeigt sich schon sehr früh. Theater spielte er seit 1977 und im Laufe der Zeit nimmt auch die Arbeit vor der Kamera mehr und mehr Raum ein.
Seit mehr als 15 Jahren steht er auch mit der Miro Nemec Band als Sänger, Gitarrist und Keyboarder auf der Bühne.
Gut gelaunt kam der Schauspieler auf die Bühne. Humorvoll begrüßte er die Besucher im Pfarrsaal Vaterstetten. Mittlerweile ist Nemec seit 36 Jahren im Geschäft.
Humorvoll wie man Miroslav Nemec kennt, las er verschiedene Textpassagen aus dem Buch vor. Geschichten, die er seiner Tochter Nina gewidmet hat, aber auch politische Witze rundeten den gelungenen Abend ab. Mit österreichischem Dialekt brachte er die Besucher genauso zum Lachen, wie mit seinen Witzen, die er zwischendurch erzählte.
Nemec ist am 26. Juni 1954 geboren. In der Woche seiner Geburt wurden nur Mädchen geboren. Der Name Miroslav war ein Kompromiss, den seine Eltern geschlossen hatten, weil sich die Eltern zwischen Robert und Branco nicht entscheiden konnten. Miro bedeutet Friede.
Unfreiwillig wuchs die Familie vegetarisch auf. Eintöpfe waren billig und machten satt. Fleisch war rar und Eier galten als Luxus. Wenn es mal etwas anderes gab, wurde reingehauen.
Auch das Duschen war zeitlich begrenzt. Zum Waschen ging man samstags in die Waschanstalt.
Das Haus, in dem die Familie lebte, war ein Forsthaus aus den 30er Jahren. Es war die letzte gemeinsame Wohnung, bevor Nemec nach Deutschland kam.
Der Schauspieler entschied sich bewusst, kleinere Kapitel aus seiner frühen Vergangenheit vorzulesen. Als Tatort-Kommissar kennt man ihn ja bereits. Die frühe Vergangenheit des Schauspielers ist garantiert genauso spannend, wie die Tatort-Geschichten.
Außerdem kann Nemec dann auch ein paar kroatische Lieder dazu beitragen, die er mit einzelnen Textpassagen ins Deutsche übersetzte.
Mit 10 Jahren leistete Miro den Pionier-Eid des Marschall Tito. Seine Eltern mussten viel arbeiten, so arbeitete sein Vater nebenbei noch bei Fußballspielen, zu denen er Miro jedesmal mitnahm. Auch in den Lumapark, welches ein Freizeitpark ist, durfte Miro seinen Vater begleiten. Dort ließ man ihn immer Autoscooter fahren.
Mit Witzen, ohne Rassismus, dafür aber zum Teil unter der Gürtellinie, brachte er die Besucher zum Lachen.
Sein Vater war auch ein hervorragender Schachspieler. So hat Nemec früh angefangen. Seine Gegner waren gnadenlos für ihn, denn auch verlieren muss man können.
Mit einem Lied aus Zagreb, in dem es darum ging, dass Zagreb einmal die weiße Stadt hieß, ging es dann auch musikalisch weiter. Dieser Song ist ein echter Stimmungssong, der auf einmal, als es weiter zur Küste ging, romantisch wurde.
Seine Mutter ist auf der Insel Krk aufgewachsen und während sein Bruder die erste Badeanstalt gründete, betrieb seine Familie das Postamt auf der Insel. Tochter Nina wurde nach der Mutter von Miroslav Nemec benannt.
Bevor es in eine kurze Pause ging, erzählte der Tatort-Kommissar noch zwei Witze aus der Wiener Zeit.
Das Highlight bei Familienfesten war ein traditioneller Bauchtanz. Bis heute hat er auch eine Bosnische Kaffeemühle in der Küche, die mittlerweile zur Pfeffermühle avanciert wurde.
In Punat, seinem dritten Zuhause, lebte er mit 13 Cousins des 2. und 3. Grades und zahlreichen Freunden zusammen.
In Deutschland war er schon mit 14 Jahren. Irgendwann fing er an, Reisen zu erfinden, worauf sich der Musiker wieder ans Klavier setzte und mit einem „Küsten“ Lied, dass vom „Träumen“ seiner Anna handelt, zu Tränen rührte.
Einschneidende Erinnerungen und Kirchenbesuche bis hin zur Langhaarzeit verbinden Nemec mit der Stadt Salzburg.
Im Jahr 1972 begann er dort am Salzburger Mozarteum sein Musikstudium. Zur damaligen Zeit noch mit jugoslawischem Pass. Zehn Monate dauerte es, bis er seinen grünen Pass von der BRD bekam.
Sein erstes Gedicht, dass er sich in der Schule merken konnte, handelte vom „Meer“. Dann gab es aber auch noch sein Lieblingsgedicht, welches er sich auch gemerkt hat.
Daraufhin lernte er den österreichischen Dichter und Schriftsteller Ernst Jandl kennen. Unter dem Begriff „Kalypso“ beschrieb er eine Liebesgeschichte der anderen Art.
Rockmusik machte er damals auch schon. Neben der Miro-Nemec-Band spielte er damals schon mit Asphyxia. Mit beiden Bands spielt er für den Förderverein „Hand in Hand“, den er im Jahr 1994 mit einigen Kollegen für Kriegswaisenkinder in Ex-Jugoslawien ins Leben gerufen hat.
Im Jahr 1973, nach dem Studium als Fachlehrer für Musik entschloss er sich, seine damalige Freundin in der schauspielerischen Richtung zu begleiten. Im April´74 trat er in Zürich sein Studium an und mit dem letzten Kapitel, dass der Schauspieler am Samstagabend im Pfarrsaal Vaterstetten anlässlich der Städtepartnerschaft präsentierte, ging es der Geduldsgrenze des Publikums entgegen. In Graz angekommen, sprach er sofort dem dortigen Theater-Intendanten vor, wo er dann auch aufgenommen wurde.
Zum Schluss wurden die Besucher noch einmal von einem Artmann unterhalten, bei dem er sich noch einmal am Flügel musikalisch begleitete. Weil aber der Tatort auch zu seiner Karriere dazugehört, ließ er es sich nicht nehmen, als Zugabe, den mit dem Kollegen Wachtveitl geschriebenen „Tatort“ Song, nach der Melodie von „Auf der Reeperbahn“ A Cappella vorzusingen.
Seit dem Jahr 2009 pflegt die Gemeinde Vaterstetten eine Städtepartnerschaft mit Trogier in Kroatien. Etwa 23km von Split liegt die 15000 Einwohner-Stadt, die seit 1997 unter dem Schutz des UNESCO-Weltkulturerbes steht.
Im April 2009 wurden die Partnerschaftsurkunden und -verträge in Trogier in kroatischer Sprache unterzeichnet. Im Juni desselben Jahres folgte dann der Gegenbesuch und die Unterzeichnung der Dokumente in Vaterstetten.
Fotos von der Lesung im Pfarrsaal Vaterstetten, anlässlich der Städtepartnerschaft gibt es genau hier https://www.pictrs.com/fotoagentur-schoenberger/2140135/miroslav-nemec-kam-im-rahmen-des-jubilaeums-der-staedtepartnerschaft-nach-vaterstetten?l=de !