Verleihung Oberbayerischer Kulturpreis im Kleinen Theater

Das Kleine Theater in Haar öffnete am gestrigen Sonntag seine Pforten für einen ganz besonderen Anlass. An diesem Vormittag wurde nicht zum Brunch eingeladen. Dieses Mal hatte das Kleine Theater die Ehre, Veranstaltungsort für die Verleihung des Oberbayerischen Kulturpreises zu sein. Der Preis ist eine ganz besondere Auszeichnung, mit dem nur Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die sich besonders um die Kultur in Oberbayern verdient gemacht haben. Der Kulturpreis wird seit 1980 jährlich an zwei Personen verliehen. Erhalten haben ihn auch schon Hans Clarin, Ruth Drexel, Franz Xaver Kroetz, Ellis Kaut, Gerhard Polt und Marianne Sägebrecht. In diesem Jahr hat ihn Bezirkstagspräsident Josef Mederer an die Schauspielerin Monika Baumgartner und den Regisseur Franz Xaver Bogner verliehen.

Der Saal des Kleinen Theaters lud zu einer festlichen Gala ein. Unter den Festgästen waren neben dem Bezirkstagspräsident Josef Mederer und Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller auch zahlreiche Gäste aus der Politik. Besonders freute sich Mederer über den Besuch von Natascha Kohnen. Theaterleitung Nirit Sommerfeld ließ sich die Gala genauso wenig entgehen, wie viele ehemalige Preisträger. Neben Klaus von Gaffron, dem Vorsitzenden des Bundesverbandes Bildende Künstler München und Obb. e. V., war auch „München 7“ Schauspieler Andreas Giebel unter den zahlreichen Gästen.

Ein besonderer Gruß ging aber an die diesjährigen Preisträger und ihre Laudatoren. Die Laudatio für Franz Xaver Bogner hielt Monika Gruber; die für Monika Baumgartner übernahm Thomas Kronthaler.

Die legendären BR-Fernsehserien „Zur Freiheit“ und „Café Meineid“ führte die beiden zusammen.

Wenn man von Franz Xaver Bogner spricht, muss man auch den Ebersberger Landkreis erwähnen. Bogner ist 1949 in Pliening geboren, wo er auch aufgewachsen ist. Er ließ dort, Mitte der 80er Jahre, eine seiner bekanntesten Serien „Irgendwie und Sowieso“ spielen.

Neben den Serien hat er aber in den 90er Jahren auch eine Reihe an Spielfilmen gedreht, die allesamt in Bayern spielen. Bei dem preisgekrönten Film „Madame Bäurin“ hat er sich –wie Monika Baumgartner mit der „Rumpelhanni“- von Lena Christ inspirieren lassen. Natürlich wurde auch dieser Film wieder im Landkreis Ebersberg gedreht.

Humorvoll und mit einer großen Liebe für „Land und Leute“ gehen Monika Baumgartner und Franz Xaver Bogner an ihr Werk. Ganz ohne Klischees und Volkstümeleien und genau das haben sie mit ihrer Arbeit weit über die Grenzen ihrer Heimat hinaus gezeigt.

Monika Baumgartner ist 1951 in München geboren. Nach ihrem Studio an der Otto-Falckenberg-Schule bekam sie erste Theater-Engagements in Mannheim und Hamburg. Beim Fernsehpublikum wurde sie Anfang der 80er Jahre als „Rumpelhanni“ bekannt. Neben vielen Filmengagements, z. B. „Das schreckliche Mädchen“, „Der Tod ist kein Beweis“ oder „Der zerbrochene Krug“ war sie in zahlreichen beliebten Serien zu Gast, z. B. „Derrick“, „Pumuckl“, „München7“ und „Tatort“ zu sehen. Den Zuschauern bleibt sie nachhaltig im Gedächtnis. Bei den Rollen handelt es sich meist um solche, die ungekünstelte Mundart erfordern. Als gebürtige Münchnerin beherrscht sie natürlich die bayerische Sprache, was heute leider nicht mehr selbstverständlich ist.

In der Laudatio von Thomas Kronthaler:

Schon früh stand für Monika Baumgartner fest, dass sie Schauspielerin werden will. Das Geld für die Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule sparte sie sich nach der Mittleren Reife selbst zusammen, als Angestellte in der Buchhaltung.

Mit 28 Jahren startete sie ihre Fernsehkarriere in der Fernsehserie „Der Millionenbauer“ als Filmtochter von Walter Sedlmayr.

Der Durchbruch gelang ihr dann 1981 mit dem Fernsehzweiteiler „Die Rumpelhanni“, in dem sie die gleichnamige Hauptperson verkörperte. Die lebensechte und unprätentiöse Darstellung der Johanna brachte Monika Baumgartner ihren ersten Preis ein, den Stern der Woche von der Münchner Abendzeitung.

In den von Franz Xaver Kroetz geschriebenen Theaterstücken „Nicht Fisch nicht Fleisch“, „Bauern sterben“ und „Der Nusser“ spielte sie bayerische Frauen. 1983, 1985 und 1986 folgten für Baumgartner Preise für ihre Darstellung. Kroetz war für sie der wichtigste Theaterregisseur.

Für die Hauptrolle in dem Heimatdrama „Sau sticht“ wurde sie 2003 auch mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.

Zuletzt spielte sie in der Serie „Monaco 110“ die Polizeihauptmeisterin Inge Aschenbrenner, die ihren Sohn als neuen Vorgesetzten ertragen und gleichzeitig anleiten muss.

1998 führte Monika Baumgartner zum ersten Mal selbst Regie für die BR-Produktion „Die Ehrabschneider“. Derzeit kann man sie in der Serie „Der Bergdoktor“ sehen.

Die Schauspielerei ist aber noch lange nicht alles, denn Baumgartner unterstützt auch viele soziale Projekte, u. a. ist die Botschafterin des Deutschen Kinderschutzbundes.

Laudatorin Monika Gruber über Franz Xaver Bogner:

Vor dem ersten Drehtag mit Franz Xaver Bogner für die Serie „Der Kaiser von Schexing“ (2007) hatte Monika Gruber eine schlaflose Nacht. So ist es, wenn man weiß, dass man am nächsten Tag mit einem der bekanntesten und beliebtesten bayrischen Regisseure, einem Mann mit Kult-Status, Grimme-Preisträger und überhaupt mit dem Mann, der mehr Preise im Regal stehen hat als der FC Bayern, darunter den Bayerischen Fernsehpreis, die Medaille „München leuchtet“, die „Goldene Romy“, etc... dreht.

Er hat aber auch so großartige Serien, wie „Familie Meier“, „Zur Freiheit“, „Irgendwie und Sowieso“, „Café Meineid“ und Filme wie „Madame Bäurin“, „Das ewige Lied“ und „Einmal Leben“, geschaffen.

Der Franz ist Bayer. Durch und durch... Man wird ihn auch nie in einem aufgemaschelten Trachtengewand stehen. Der Franz ist so bayrisch und erdverbunden, der braucht keine Insignien bajuwarischer Kultur. Alles Heimattümmelnde ist ihm generell ein Graus. Er kennt die Mentalität der Menschen und deren Alltag, weil er – aufgewachsen in Pliening und Markt Schwaben – einer von ihnen war und ist.“

Die Filme von Franz Xaver Bogner haben ganze Generationen geprägt, sie nicht nur unterhalten, sondern ihren Musikgeschmack, ihren Humor, ihre Sprache, ja ihr Lebensgefühl maßgeblich beeinflusst. Sie haben uns berührt und angerührt, uns mit wunderbaren Dialogen beglückt, die man sich als kleine „Glücksdosen“ auf DVD immer wieder zu Gemüte fahren kann, wenn man wieder einmal kurz davor ist, den Fernseher aus dem Fenster zu schmeißen, weil man diesen ganzen Germany´s-next-Top-Trutschn-Dreck und diesen geballten Reality-Fremdschäm-Schrott nicht mehr aushält und sich irgendwann völlig überpilchert in den reißenden Lindström schmeißen möchte. Franz Xaver Bogner hat die Welt mit seinem Schaffen ein klein bisschen besser gemacht. Wer kann das schon von sich sagen? Der Oberbayerische Kulturpreis geht deshalb völlig zurecht und längst überfällig in diesem Jahr an Franz Xaver Bogner!

 

Überzeugende Kulturbotschafter das sind sie beide, Monika Baumgartner und Franz Xaver Bogner. Sie beherrschen auch beide die bayerische Sprache und sind Heimat überzeugend. So betonte Bezirkstagspräsident Mederer die Entscheidung für die beiden Preisträger. Er hob in seiner Festrede vor allem das Authentische, den Humor und die Liebe für „Land und Leute“ hervor, mit dem die Geehrten ein Oberbayern jenseits stereotyper Bilder vermitteln.

Der Kulturpreis ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert.

 

Für die musikalische Unterhaltung der Gala sorgte das „Rössl-Trio“.

 

Fotos von der feierlichen Preisverleihung im Kleinen Theater in Haar gibt es genau hier https://www.pictrs.com/fotoagentur-schoenberger/8733920/verleihung-oberbayerischer-kulturpreis-im-kleinen-theater?l=de !